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John Barton Epstein, VEGA

15,00 

Poem
Gerhard Wolf Janus Press
Berlin 1996
160 Seiten, Deutsch / Englisch, aus dem Englischen von Andreas Koziol, mit einem Vorwort von Uwe Kolbe sowie Illustrationen von Helge Leiberg und A.R. Penck
ISBN 3-928942-30-1

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Beschreibung

Bei dem Langgedicht VEGA handelt es sich um den in der Literaturgeschichte eher selten gebliebenen Fall eines dichterischen Debüts, das gleichzeitig ein Opus Magum zu sein verspricht. Es steht sichtlich in der Tradition der visionären Langgedichte, wie sie uns Amerika seit den Grashalmen Walt Whitmans unter anderen mit William Carlos Williams’ Paterson und, in jüngerer Zeit, mit John Ashberys Flow Chart beschert hat.
In einer breitangelegten Strömung der Assoziationen wird über 5 Kapitel hinweg der innere Atlas einer Reise entworfen, deren Route sich spiralenartig entspinnt. In ihrem Voranfluß ändert sich fortwährend der Spiegel seiner poetischen Ausdrucksrichtung. Zitate aus Briefen, Zeitungen, Schlagern finden sich neben denen von Klassikern der angelsächsischen Moderne eingeflochten in längere epische Passagen, Monolog trifft auf Dialog, Lied auf philosophischen Diskurs, konventionelle Landschaftsbeschreibungen auf freie, gelegentlich surrealistische Assoziation. Die all dies miteinander verbindende und vor der Ausuferungsgefahr bewahrende Kraft findet sich allein im Willen des Autors, sich sozusagen seinen inneren Kontinent zu erwandern. Das Gefühl eines dauernden Unterwegssein in Anbetracht unendlicher Weiten, das in der amerikanischen Dichtkunst immer wieder zu einem besonders kartographiegebundenen Begriff von poetischer Freiheit geführt hat, bildet auch hier eine der Grundlagen dieser ausgedehnten Epopöe. Ihr Text jedoch ist auf einem Weg durch die unerschlossenen Gefilde einer inneren Expansion, die eine synchrone Bewegung in die Vergangenheit, in die Sehnsucht nach einer idealen Stadt und in die realen Metropolen zweier Erdteile umfaßt. Somit befindet er sich auf einer dreifachen Reise. Von seinen wechselnden Perspektiven her scheint er ständig auch ein „drüben“ ein „beyond“ im Auge zu haben.
Einem weiteren poetischen Paten und Gewährsmann J.B. Epsteins, dem – gleich diesem – aus Nordostens Amerika, stammenden Wallace Stevens sagte man nach, er würde ungern eine Gelegenheit versäumen, wenigstens ein „beyond“ in seine jeweilige Rede einzuflechten, und sei es auch ein „beyond all thoughts“.
Da ein Titel auch als Programm gelesen werden kann und der Titel VEGA gemeinsam mit dem gleichnamigen Stern im Zeichen der Lyra einen andalusischen Landstrich bezeichnet, ließe sich bemerken, daß der Gegenstand des Buches die Begegnung von Mythos und sich vergegenwärtigender Geschichte ist.
Durch die Maler A.R. Penck und Helge Leiberg erfährt dieser Erstdruck eine sowohl mit dem Textverlauf korrespondierende bzw. ihn untermalende, als auch ihn kontrastierende Auflockerung.

Andreas Koziol