Antlitz des Friedens. Hebräische Sprache und jüdische Kultur im Werk von Carlfriedrich Claus

15,00 

Ausstellung und Publikation nach einer Idee von Gerhard Wolf

mit 45 Abbildungen
Texte: Gerhard Wolf, Giulio Busi, Anke Paula Böttcher, Matthias Zwarg
Chemnitz, Berlin 2025
88 Seiten, 29,7 x 21 cm
Auflage: 200
ISBN 978-3-9822440-6-8

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Beschreibung

Carlfriedrich Claus gilt als Solitär in der europäischen Kunstlandschaft der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und zählt zu den wichtigsten Künstler:innen seiner Generation und seines Wirkungskreises. Neben seinen Lautexperimenten und poetologischen Texten ist er vor allem für seine Sprachblätter bekannt.

Claus verbrachte als Kind mit seinen Eltern die Jahre der nationalsozialistischen Diktatur im inneren Exil und schon in dieser Zeit begann sein Interesse für die hebräische Sprache und jüdische Kultur. Durchaus ein Akt des Widerstands, ging diese Beschäftigung aber weit über eine flüchtige Lektüre hinaus. Auf Basis seiner intensiven Auseinandersetzung mit der jüdischen Philosophie integrierte Claus in viele seiner Arbeiten von Beginn an bis ins Spätwerk Zeichen der hebräischen Quadratschrift ebenso wie Überlieferungen der jüdischen Mystik. Von diesen historisch-kulturellen Zeichen und Erzählungen bezog er Inspiration für eigene Exerzitien zur Welt- und Selbsterkenntnis.

1997 verfasste der Autor und Herausgeber Gerhard Wolf – ab 1971 mit Carlfriedrich Claus freundschaftlich verbunden – eine Projekt-Skizze mit dem Titel „Chidr – der ewig Grünende. Hebräische Sprache und jüdische Kultur im Leben von Carlfriedrich Claus“. Wolfs Konzept einer solchen Ausstellung und Publikation konnte zu Lebzeiten beider nicht mehr realisiert werden. Anlässlich von Claus 95. Geburtstag greift die Publikation Antlitz des Friedens. Hebräische Sprache und jüdische Kultur im Werk von Carlfriedrich Claus, entstanden im Rahmen einer Ausstellung, nun die Idee und den Impuls von Gerhard Wolf auf, um diesen bislang wenig beleuchteten Aspekt in Claus’ Werk in den Fokus zu rücken.

Ausgewählte Werke werden in Beziehung zueinander gesetzt, durch kurze Kommentierungen sollen Bezüge hergestellt und Hintergründe vermittelt werden. Die Werkabbildungen und kommentierenden Textsplitter entfalten sich in 11 Kapiteln, die der biografischen und künstlerischen Entwicklung von Claus folgen und zugleich thematische Schwerpunkte setzen. Dem Komplex der Werkbeispiele / Textsplitter ist der Text „Widerfahrung. Hebräische Sprache und jüdische Kultur im Werk von Carlfriedrich Claus“,  von Gerhard Wolf als Grundlegung vorangestellt. Die Publikation schließt mit dem Aufsatz „Claus und die Buchstaben des Unaussprechlichen“ von Giulio Busi, einer erhellenden Betrachtung des Werkes von Carlfriedrich Claus auf Basis von Busis wissenschaftlicher Expertise.

Carlfriedrich Claus (1930 in Annaberg geboren, 1998 in Chemnitz gestorben)
erhielt durch die Eltern eine humanistische Erziehung und Kenntnis der unter der nationalsozialistischen Diktatur als „entartet“ verfemten Kunst, Literatur und Philosophie. Er absolvierte von 1945 bis 1948 eine Lehre als Einzelhandelskaufmann und verfasste ab 1952 experimentelle Texte. Ab Ende der 1950er-Jahre wandte er sich konzentriert einer akustischen und bildnerischen Literatur zu, es entstanden Sprachblätter, theoretische Texte und Klangarbeiten. Als Hauptwerke gelten die Mappenwerke Geschichtsphiloso- phisches Kombinat (1963), Aurora (1977) und Aggregat K (1988) sowie die akustischen Arbeiten Bewusstseinstätigkeit im Schlaf (1981), Lautaggregat (1993) und Sprech-Operationsräume (1996).
Seit 1971 verband ihn eine enge Freundschaft mit Christa und Gerhard Wolf. 1975 richtete Klaus Werner die erste Einzelausstellung in der DDR in der Berliner Galerie Arkade aus. Von 1977 bis 1982 war Claus in der nonkonformistischen Künstlergruppe und Produzentengalerie Clara Mosch in Karl-Marx-Stadt aktiv. Anlässlich des 60. Geburtstags war ab 1990 die Retrospektive »Erwachen am Augenblick. Sprachblätter« in den Städtischen Museen Karl-Marx-Stadt, im Westfälischen Landesmuseum Münster und an zahlreichen weiteren Stationen zu sehen.
Claus war ab 1975 Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR und ab 1991 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.
Sein Nachlass befindet sich in der Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv der Kunstsammlungen Chemnitz.
www.kunstsammlungen-chemnitz.de/haeuser/ carlfriedrich-claus-archiv/

Gerhard Wolf (1928 in Bad Frankenhausen geboren, 2023 in Berlin gestorben) studierte Germanistik und Geschichte in Jena (1949–1951) und Berlin (1953–1956). Er war als Redakteur, Lektor und Schriftsteller tätig. Wolf verfasste zahlreiche Essays zur historischen wie zur zeitgenössischen deutschen Dichtung und Kunst und ist Herausgeber zahlreicher literarischer Publikationen. Er war Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und des PEN-Zentrums der DDR. 1990 gründete er den Verlag Gerhard Wolf Janus press. Gerhard Wolf war Autor und Herausgeber mehrerer Titel zum Werk von Carlfriedrich Claus, mit dem ihn seit 1971 eine enge Freundschaft verband.
www.literatur.hu-berlin.de/de/forschung/archive-forschungs- stellen/arbeits-und-forschungsstelle-privatbibliothek-cgw

Prof. Dr. Giulio Busi (1960 in Bologna geboren) promovierte 1989 im Fach Judaistik an der Universität Turin zu: Libri e scrittori nella Roma ebraica del medioevo. Von 1992 bis 1999 war er Professor für hebräische Literatur an der Universität Venedig. Seit 1999 ist er Professor für Judaistik an der Freien Universität Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen u.a. die Geschichte der jüdischen Mystik sowie jüdische Kultur in der Spätantike und in der frühen Neuzeit. Er konzipierte zahlreiche internationale Ausstellungs- und Publikationsprojekte, u.a. Mantova e la Qabbalah. Mantua und die Kabbalah (Mantua, New York City, Berlin 2000–2002) und Il Rinascimento parla ebraico. The Renaissance speaks Hebrew (Ferrara 2019).
www.giuliobusi.eu