Martin Hoffmann, Gäste versammeln. Kenntlich machen

35,00 

Collagen · Zeichnungen Gespräch · Texte
256 Seiten, 21 x 29,7 cm, mit zahlreichen Werkabbildungen von Martin Hoffmann
und Texten von Róža Domašcyna, Jan Faktor, Annett Gröschner, Jan Heinke, Martin Hoffmann, Konrad Knebel, Christian Lehnert, Widad Nabi, Gerhard Rein, Susanne Rockweiler, Annette Simon, Emma Charlott Ulrich, Gerhard Wolf, Matthias Zwarg, Anke Paula Böttcher
Eine Art Fabrik, Berlin 2024
ISBN 978-3-9822440-4-4

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Beschreibung

Es ist ein außergewöhnliches Buch mit vielen Abbildungen und dennoch kein Kunstkatalog. Es beinhaltet Stränge mit Wort und Bild.
Im Mittelpunkt steht die bildkünstlerische Arbeit von Martin Hoffmann: Grafiker, Künstler, Kursleiter, politischer Akteur, geboren 1948 in Halle an der Saale. Gespräche ge- ben Einblick in Haltung, Arbeitsweise und Werk des Protagonisten und machen ebenso das Spagat von Künstler:innen sichtbar zwischen freier Kunst und Broterwerb.
Die Werkgruppen »Köpfe« und »Situationen« sind Basis des Buches und rhythmische Verortung.
Die Serie »Köpfe« zeigt Menschengesichter. Sie entstehen nahezu absichtslos durch das Aufkleben von feinen Pergaminpapier-Stücken. Wer wohl welchen Beruf hat und woher kommt, wer wirkt zufrieden, wer erstaunt, wer traurig, wer froh? Das Mienenspiel, die stumme Sprache des Geistes, jene mehr oder weniger feine Nuancierung in fremden Gesichtern zu lesen, dazu laden wir Sie ein. Beim Betrachten schauen sie Sie an als zarter Versuch eines ersten Dates.
Die Werkgruppe »Situationen« zeigt die Evidenz von Menschen, ohne sie abzubilden. Es sind grafische Arbeiten – Zeichnungen und Sepia-Aquarelle, die Alltägliches sichtbar machen und Wahrnehmungen festhalten – apodiktisch, prägnant und präzise.
Mit den Sepia-Aquarellen blicken wir zurück auf die 1980er-Jahre. Es sind Ein-Bild-Erzählungen über zentrale Themen in der DDR, die öffentlich nicht diskutiert werden durften, außer bei Ausstellungen als subjektive Bildbeschreibung, wie der Blick entlang des Mauerstreifens in der Schwedter Straße aus Fußgänger-Perspektive, das Sepia-Aquarell eines vielstöckigen Plattenbaus im standardisierten Wohnungsbauprogramm oder die Stuhlgruppe, vielleicht eines eben aufgelösten Gesprächskreises.
Seit den 1990er-Jahren lösen Bleistiftzeichnungen die aufwendige Technik der Sepia-Aquarelle ab, um das Leben unserer Zeit festzuhalten, wie der Gang in die U-Bahn, der Feierabend eines Singles oder unsere Egoismen beim Parken des Autos. Zum Erstaunen erzeugt er mit feinsten Linien und Schraffuren eine Vielzahl an Grautönen, die zeigen, dass Grau Farbe genug ist.
Texte bekannter und neu zu entdeckender Autor:innen kontextualisieren das Zeitgeschehen politisch wie persönlich.
Alles zusammen ergibt einen modalen Teppich von den 1980er-Jahren bis heute; oder viele Gründe für Gespräche mit sich, mit uns und mit anderen.
Susanne Rockweiler, aus dem Vorwort der Publikation

Martin Hoffmann, 1948 in Halle/Saale geboren, studierte von 1968 bis 1975 Mathematik in Halle und Berlin. Von 1972 bis 1975 absolvierte er ein Abendstudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee in der Grafikklasse. Seit 1975 ist Martin Hoffmann freiberuflich als Maler, Grafiker sowie Buch- und Ausstellungsgestalter in Berlin tätig.